Qualifizieren Sie die Performance einblasfähiger Glasfaserkabel

Telekommunikationsnetze

Die Einblastechnik für Kabel entstand in den frühen 1980er Jahren. Da Glasfaserkabel von Natur aus viel leichter sind als Kupferkabel, wurde das Einblasen zu einer Alternative für das Einziehen und die Verlegung von Kabeln in Leerrohren. Beim Einblasen wird die Reibung zwischen Kabel und Rohr durch das Einblasen eines Luftstroms minimiert. Dadurch wird das Kabel weniger belastet, da es einer geringeren Krafteinwirkung ausgesetzt ist als beim Einziehen.

"Die Einblastechnik ist sehr effizient, um Mini- und Mikrokabel zu installieren, [...], ein Kabel zu deinstallieren, wenn es nötig ist und macht es möglich das Netz mit einer bedeutenden Flexibilität und Zukunftsperspektive zu verwalten." 

Europacable

Funktionsweise des Einblasens

Einblasverfahren

Zunächst wird das Kabel durch Riemenscheiben oder Riemen (Raupe) der Einblasmaschine auf den ersten Metern und ohne Druckluft in das Mikrorohr eingeschoben. Anschließend wird das Kabel durch das Einblasen von Druckluft im Rohr „angehoben“ und mittels der Raupe vorangetrieben: Mit Hilfe eines Druckluftkompressors wird durch den zugeführten Luftstrom eine Kraft ausgeübt, die den Reibungswiderstand zwischen Kabel und Mikrorohr minimiert. Auf diese Weise übt das Einblasen, abgesehen von der eingesetzten Schubkraft, im Vergleich zum Einziehen eine deutlich geringere Belastung auf das Kabel aus.

Blowing scheme

Die entscheidenden Faktoren beim Einblasen

In der Praxis kann es vorkommen, dass das Kabel nicht das Ende der verlegten Mikrorohr Strecke erreicht. Um sicherzustellen, dass ein Glasfaserkabel den Anforderungen für das Einblasen entspricht und sowohl für das verwendete Mikrorohr als auch für die Einblaslänge geeignet ist, empfiehlt sich die vorausgehende Qualifizierung auf einer Prüfstrecke.  Die erfolgreiche Installation eines Kabels mittels Einblastechnik hängt von vielen Faktoren ab, von denen einige im Folgenden aufgeführt sind:

- Die Form und Beschaffenheit der Strecke

Eine in der Praxis verlegte Mikrorohr Strecke verläuft nie zu 100 % geradeaus. Bei jeder Richtungsänderung entstehen zusätzliche Reibungen zwischen Kabel und Mikrorohr, die dazu führen, dass sich die maximale Einblasdistanz reduziert.

- Die äußeren Bedingungen

Mikrorohre, bestehend aus Polyethylen, sind empfindlich gegenüber Temperatur und Luftfeuchtigkeit: Hohe Temperaturen können das Mikrorohr verformen und eine Welligkeit, "Snake-Effect", erzeugen. Eine hohe Luftfeuchtigkeit kann die Konsistenz des Gleitmittels negativ beeinflussen bzw. „verflüssigen“, was zu einer Erhöhung des Reibungskoeffizienten führt.

- Das Einblasgerät

Es gibt verschiedene Arten von Einblasgeräten, und ihre Verwendung hängt von der Art der verwendeten Kabel ab. Die Wahl eines geeigneten Einblasgerätes ist daher notwendig, um einen reibungslosen Ablauf des Einblasvorgangs zu gewährleisten. In der Regel unterscheiden sich die Einblasgeräte für die Verlegung von Mikro- und Minikabeln dadurch, dass sie mit einer Kabelführung ausgestattet sind, deren Durchmesser auf den zu installierenden Kabeltyp angepasst ist.

Darüber hinaus ist es wichtig, das Gerät so einzustellen, dass durch eine zu hohe Schubkraft das Kabel nicht beschädigt wird. Zu diesem Zweck wird ein sogenannter "Crash-Test" durchgeführt. Durch mehrmaliges Wiederholen des Vorgangs an dem Kabel und Erhöhen des Drucks wird die maximale Schubkraft der Raupe ermittelt, die für das Kabel zulässig ist, bevor es beschädigt wird oder einen "Snake Effect“ im Mikrorohr produziert.

- Das Design und die Dimension des Mikrorohrs

Es ist wichtig die passenden Komponenten auszuwählen, um das Einblasen in Mikrorohre zu optimieren. Beispielsweise ist es ratsam, HDPE Mikrorohre mit Innenriefung zu verwenden. Die Innenriefung verringert die Reibung zwischen Kabel und Rohr. Außerdem muss die Kompatibilität zwischen dem Innendurchmesser des Mikrorohrs und dem Aussendurchmesser des Kabels geprüft werden. Eine Tabelle mit Kompatibilitätsempfehlungen finden Sie nachstehend:

ACOME Kompatibilitatsempfehlungen

- Die Durchführung

Zunächst erfolgt die Kalibrierung des Mikrorohrs. Dieser Vorgang dient dazu, sicherzustellen, dass das Mikrorohr keine Verformungen oder Beschädigungen aufweist. Ein Kaliber mit entsprechendem Durchmesser wird mit einem Luftstrom von 15 bar in das Mikrorohr eingeblasen. Wenn das Kaliber das Ende erreicht und im Fangkorb angekommen ist, zeigt dies, dass das Mikrorohr nicht beschädigt wurde (was beispielsweise im Falle von Bodensenkungen, Gefälle und nach der Installation passieren kann).

Mikro-Rohrchen-reinigenAnschließend wird das Mikrorohr gereinigt. Um sicherzustellen, dass sich im Mikrorohr kein Wasser, Schmutz oder sonstige Fremdkörper befinden, welche den Einblasvorgang beinträchtigen könnten, wird zur Reinigung ein Schwamm durch das Mikrorohr geblasen. Falls notwendig, sollte der Schritt so lange wiederholt werden, bis der Schwamm frei von Feuchtigkeit oder sonstigen Verunreinigungen ist.

Schließlich erfolgt noch das Einbringen von Gleitmittel. Dies ist ein wichtiger Schritt, weil durch das Gleitmittel die Reibung verringert und der Einblasvorgang erheblich unterstützt wird. Es ist wichtig, die richtige Menge zu verwenden (siehe die Gebrauchsanweisung des Herstellers), da zu viel Gleitmittel kontraproduktiv sein kann.

- Vorbereiten des Kabels

KabelfuhrungskopfEin Kabelführungskopf wird am Ende des Kabels angebracht, um zu verhindern, dass die Reibung beim Kontakt mit der Rohrwand das Vorwärtskommen des Kabels stoppt. Die Form des Kabelführungskopfes sorgt weiter für eine bessere Aerodynamik.

 

 

- Fachwissen und Erfahrung

Neben allen oben genannten Parametern ist auch die Erfahrung des Technikers ein entscheidender Faktor für die Ergebnisse beim Einblasen. Ein erfahrener Techniker ist in der Lage, die Einblasparameter in Echtzeit und entsprechend dem Einblasprozess anzupassen.

Die verschiedenen Prüfstrecken

Prüfstrecke gemäß IEC 60794-1-21 Methode E24

Die Norm IEC 60794-1-21 Methode E24 spezifiziert die Prüfung zum Einblasen eines Kabels in ein Rohr. Sie bewertet und, was noch wichtiger ist, standardisiert die Einblasleistung eines optischen Kabels in einem Mikrorohr.

Die IEC Norm legt zunächst das Verfahren fest, welches für diese Prüfung zu befolgen ist. Von der Vorbereitung bzw. Aufbau der Prüfstrecke bis zur Durchführung des Tests, sowie die weiteren Bewertungsparameter sind in der Norm beschrieben.

Zwei Anforderungen müssen erfüllt werden:

- Die Mindestlänge der Einblasstrecke: 1000 m.

- Minimale und maximale Einblasgeschwindigkeit: 5 m/min - 60 m/min.

Der zweite Teil spezifiziert die Daten, die vom verwendeten Einblasgerät während der Prüfung protokolliert werden sollen. Die erforderlichen Daten sind in Teil 29.8 der IEC 60764-1-21 Methode E25 zu finden.

Schema-des-IEC-Prufstandards

Schema des IEC-Prüfstandards - 1000m (10 x 100m) - 60 Richtungsänderungen.

Die IEC - Norm ermöglicht es die Einblasergebnisse auf der festgelegten Strecke zu bewerten und die Leistungsfähigkeit verschiedener Kabel miteinander zu vergleichen.

Weiteres Beispiel für eine definierte Prüfstrecke: Fa. VETTER

Gegebenheiten im Projekt, wie z.B. längere oder auch schwierige Streckenführungen, können das Einblasen von Kabeln erschweren. In diesem Sinne hat die Fa. VETTER, ein Unternehmen mit langjähriger Erfahrung und Expertise in der Einblastechnik, eine Prüfstrecke entwickelt, die insbesondere in Bezug auf die Anzahl der Richtungsänderungen und die Länge im Vergleich zur IEC – Norm, deutlich anspruchsvoller ist.

Blowing-Track-Vetter

Schema der VETTER Prüfstrecke (bei 1500m – 120 Richtungsänderungen)

Die zu beachtenden Anforderungen:

- Die minimale Einblaslänge: 1500 m (Minikabel) / 1250 m ( Mikrokabel).

- Die minimal betrachtete Installationsgeschwindigkeit bis zum Ende der Strecke ≥ 20m/min.

- Die maximale Einblasdauer ≤ 50 min.

In Anbetracht des hohen Schwierigkeitsgrades kann man davon ausgehen, dass Kabel, welche die Anforderungen der Prüfstrecke bestehen, auch unter Feldbedingungen erfolgreich eingeblasen werden können.  

IEC vs VETTER Prüfstrecke

 

IEC VETTER Vergleich

Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass die vorgenannten Prüfstrecken zwar Längen definieren (Beispiel Minikabel: IEC - 1000m / VETTER - 1500m), es aber je nach Kabeltype und Streckenführung im Projekt durchaus möglich ist, Einblaslängen von 2000m oder auch mehr zu erzielen.

Um die Erfolgsaussichten für das Einblasen im Feld zu maximieren, bevorzugen Sie Mikro – und Minikabel, welche entsprechend geprüft und qualifiziert wurden:

- auf einer Prüfstrecke des Herstellers

- auf einer Prüfstrecke, die den internationalen IEC-Normen entspricht

- und für noch größere Erfolgschancen durch einen Test, der bei einer unabhängigen Prüfeinrichtung erfolgt ist